Heilpraktiker und klassischer Homöopath
Schon 1987, als bei mir eine grundsätzliche berufliche Neuorientierung anstand, war ich davon überzeugt, dass bei einem großen Teil aller Krankheiten deren Entstehung
im emotionalen und/oder psychischen Bereich liegt. Also muss man diese Erkrankungen ursächlich behandeln. Nahe liegend war für mich eine psychotherapeutische Ausbildung. Aber als Fundament entschied
ich mich für eine abgeschlossene Ausbildung zum Heilpraktiker. Besonders faszinierte mich die Homöopathie. Von meinem Plan abweichend ergänzte ich mein Wissen mit einer Vollzeitausbildung in
klassischer Homöopathie.
Die Betrachtung von Gesundheit und Krankheit in der Homöopathie unterscheidet sich grundlegend von der Schulmedizin, von der Naturheilkunde und auch von der
Psychotherapie.
In der Schulmedizin wird der Focus in erster Linie auf die körperlichen Beschwerden oder alles was quantifizierbar ist, gerichtet. In der Psychotherapie liegt die
Aufmerksamkeit auf dem emotionalen Befinden. Auf Ängsten, inneren ungelösten Konflikten sowie auf das Verhältnis zu unseren primären Bezugspersonen.
Bei der Homöopathie gibt es nicht nur ein „entweder - oder“, sondern ein „sowohl als auch“. Immer ist der Mensch als eine Einheit von Körper, Seele und Geist zu betrachten und auch zu verstehen. Symptome und Krankheiten können sich also auch auf diesen verschiedenen Ebenen zeigen: auf der körperlichen, der emotionalen und auch auf der geistigen Ebene. Symptome sind Störungen des Befindens, die das innere Bild der Krankheit nach außen reflektieren und sie somit sichtbar machen.
Somit kann der Homöopath bei der Suche nach dem richtigen Heilmittel aus mehreren Quellen schöpfen: aus der Quelle der körperlichen, der emotionalen und der geistigen
Symptome. Im Krankheitsverständnis der Homöopathie ist nicht die Krankheit im Vordergrund, sondern das Wesen der Krankheit und das Wesen der leidenden Person.
„Es gibt keine Krankheiten es gibt nur kranke Menschen“.
Mehrere Wege führen zum Arzneimittel
Ein Patient kam wegen Hautproblemen. Er hatte tiefe, sehr schmerzhafte Risse in der Handinnenfläche, die aufplatzten und schlimmer wurden durch Nässe und Kälte und durch
Arbeiten mit Erde und Sand. Auch beim Hantieren mit Werkzeug wurde seine Haut schlimmer. Bei der Befragung über sein emotionales Befinden, seinen Charakter und sein Wesen, war es sehr schwierig für
ihn, sich selbst darzustellen, da dies für den Patienten völlig fremd war. Obwohl die emotionalen und geistigen Symptome in der Homöopathie von großer Bedeutung sind, wiesen mir auch die Symptome,
die der Patient auf der körperlichen Ebene an der Haut zeigte, sowie sein Allgemeinbefinden, den Weg zum richtigen Heilmittel. Mehrere Wege führen also zum Ziel.
„Freiheit“ oder der Weg vom Ich zum Du
Dem genialen griechischen Homöopathen George Vithoulkas verdanken wir eine eingängige und praktikable Definition von Gesundheit und Krankheit. Krankheit geht einher mit
Einschränkung und Verringerung der Lebenslust, gleichgültig ob die Diagnose Rheuma, Migräne oder Depression lautet. Gesundheit ist dagegen Freiheit. Wer wirklich gesund ist, ist frei von Leid, von
Schmerz und von Einschränkungen.
Ein fünfjähriges Mädchen kam mit ihrer Mutter zu mir, weil das Kind stark stotterte. Sie konnte kaum einen einfachen Satz sprechen, ohne ins Stottern zu verfallen. Dies
führte dazu, dass sie sich von anderen Kindern zurückzog. Sie hatte Angst, ausgelacht zu werden. So wurde sie im Kindergarten immer mehr zur Einzelgängerin, spielte lieber alleine oder lehnte gar
bestimmte Kinder kategorisch ab.
Nach Gabe des passenden homöopathischen Konstitutionsmittels (damit ist das homöopathische Arzneimittel gemeint, welches auf die Gesamtheit der Symptome, die
Konstitution hin, verordnet wurde), ließ das Stottern deutlich nach und sie wurde viel offener und hatte viel mehr Kontakt zu anderen Kindern. Das Mädchen wurde also freier!!
In diesem Fall könnte man auch den Gesundungsprozess umschreiben mit dem Satz „vom Ich zum Du“. Fehlendes Wohlbefinden oder eine Krankheit bedeuten meist eine
Konzentration oder Fixierung auf unsere Beschwerden, auf unsere Einschränkungen. Wir ziehen uns in uns selbst zurück, sind wir geplagt von Leid, Sorgen und Ängsten, so sind wir nur mit uns selbst
beschäftigt.
Sind wir frei von Schmerz und Leid und fühlen wir uns wohl in unserer Haut, so suchen wir die Verbindung nach Außen, zum Du, zu den anderen Menschen. Diese Verbindung,
die Begegnung mit dem „Du“ gibt uns Kraft und Zuversicht.